Ein weiteres Highlight
und ganz besonderes Erlebnis unserer China-Rundreise war eine zweieinhalbtägige
Kreuzfahrt auf dem längsten Fluß
Asiens, dem Jangtse. Er ist die Lebensader Chinas und
mit einer Länge von 6.380 km nach dem Nil und dem Amazonas
der drittlängste Fluß der Erde. Zwischen Chongqing und
Shanghai besteht auf einer Länge von etwa 2500 km ein regelmäßiger
Passagierverkehr. Durch den Kaiserkanal ist der Jangtse mit dem
Gelben Fluß verbunden.
Wir gingen in der 32-Millionenstadt
Chongqing an
Bord unseres Kreuzfahrtschiffes "Yangtze
Pearl". Es bot eine Mischung aus europäischer Großzügigkeit
und asiatischem Dekor mit allem Komfort der gehobenen Mittelklasse,
einschließlich Internetzugang. Die
Kabinen waren
hell und freundlich eingerichtet und mit großen Fenstern versehen.
An Bord konnten wir einem chinesischen
Seidensticker
bei seiner kunstvollen Arbeit zusehen sowie eine Kollektion kunstgewerblicher
Artikel bewundern bzw. auch erwerben. Der Küchenchef und sein
Team zauberten europäische und asiatische Köstlichkeiten
und übertrafen bei einem grandiosen Kapitänsdinner alle
Erwartungen!
Höhepunkt
einer jeden Jangtse-Kreuzfahrt sind die
Drei Schluchten mit ihren fascinierenden
Gebirgsformationen. Jedoch wurde unser Augenmerk immer
wieder auf den umstrittene Bau des Drei-Schluchten-Damms gelenkt, der das Wasser durch alle drei
Schluchten bis zurück zur etwa 500 km entfernten Stadt Chongqing
aufstauen würde. Damals war das Projekt bereits in vollem Gange
und der geplante Anstieg des Wasserspiegels entlang der Stecke
an den Berghängen markiert. Durch den Stausee würden
die Schluchten breiter und die Wassertiefe im Durchschnitt um 70
m und auf ein Niveau von 176 m über dem Meeresspiegel
steigen. Nicht nur Landschaften würden untergehen, sondern
auch ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken.
Insgesamt sollten etwa zwei Millionen Menschen umgesiedelt werden,
meist Bauern, welche in die höher liegenden Gebiete ziehen sollten, die jedoch nur
einen Bruchteil des Ertrages des Schwemmlandes abwerfen. Aber weit
mehr Menschen würden insgesamt von den ökologischen Folgen
betroffen sein. Wir sahen verwaiste Ortschaften und Neubausilos
in höheren Lagen - ein bedrückendes Szenario!
Unser erstes Ziel war die "Geisterstadt"
Fengdu. Die einst 50.000 EW zählende Stadt war bereits
verlassen und wurde nachfolgend mit der Inbetriebnahme des
Drei-Schluchten-Damms geflutet. Sie galt als
Tor zum "Reich
des Hades", womit die 1600 Jahre alte Tempelanlage gemeint ist,
die sich von Fengdu aus den Minshan-Berg hinaufzieht. Sie
ist für Daoisten ein berühmter Wallfahrtsort. In 2005
führte der beschwerliche Aufstieg zum König der Unterwelt
noch über 620 Stufen. Im "Reich der Hölle", auf dem Gipfel
des Berges, findet man scenische mythologische Darstellungen, sehenswerte
Tempel und eine schöne Pagode. Auf ihrem Weg müssen die
Besucher verschiedene Prüfungen bestehen, die für ihr Wohl
und Wehe in diesem und nächten Leben von Bedeutung sind, bevor
sie von der 6 m hohen Gestalt des Höllenkönigs empfangen
werden.
Danach durchfuhren wir die ersten beiden
der 3 Schluchten. Die Qutang-Schlucht
ist eine schmale Felsschlucht von max. 150 m Breite (2005), in der zu beiden Seiten
die Berge bis zu einer Höhe von 1200 m majestätisch aufragen
und spektakuläre Anblicke bieten. Mit nur 8 km Länge ist
sie die kürzeste der drei Schluchten, wohl aber auch die faszinierendste.
In der 45 km langen Wu-Schlucht
befinden sich die berühmten 12 Gipfel des Wushan-Gebirges und
auch hier faszinieren bizarre Felsformationen, die links und rechts über
1000 m in die Höhe ragen.
Am nächsten
Morgen erwartete uns eine Bootsfahrt auf
dem 60 km langen Shennong-Fluß, der bei Badong
in den Jangtse mündet. Sie führte uns durch schmale Schluchten
von atemberaubender Schönheit bis hin zu einer Siedlung der
"Tujia“, einer chinesischen Minderheit. Dort bestiegen wir
ihre traditionellen, schnellen Ruderbote und machten einen Ausflug
in die fast unberührte Natur. In seichten Gewässern wurden
unsere Boote in traditioneller Weise von
Treidlern mit Seilen weitergezogen. Während
der Fahrt sang eine junge Frau
Tujia-Volksweisen
für uns - ein unvergeßliches Erlebnis. Jedoch trübte
der Gedanke and die steigenden Fluten des Jangtse unsere Stimmung.
Bald würde es diese Siedlungen nicht mehr geben und das Leben
dieser Menschen würde sich grundlegend ändern...
Danach kamen wir in die 66 km lange
Xiling-Schlucht. Sie ist etwas
breiter als die anderen beidden Jangtse-Schluchten, wie diese von
schroffen Bergmassiven gesäumt und führt direkt zum Drei-Schluchten-Damm.
Als wir den Drei-Schluchten-Damm
besichtigten, war er noch eine Baustelle, die jedoch kurz vor ihrer
Vollendung stand. Aber bereits in diesem Stadium bot das Mega-Bauwerk
einen faszinierenden Anblick. Inzwischen ist die Talsperre in Betrieb
und zählt zu den größten der Erde. Über 18.000
Menschen waren an der Fertigstellung beteiligt. Bessere Flutkontrolle
und Schiffbarkeit, Energiegewinnung und Wasser für den Norden
sind der Gewinn dieses grandiosen Bauwerkes. Welche ökologischen
Folgen damit verbunden sind, wird erst die Zukunft zeigen.
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