Der
Harz
ist ein kleines Mittelgebirge, etwa 200 km westlich von Leipzig im Bundesland
Sachsen-Anhalt. Es ist eine reizvolle Gegend, die zahlreiche touristische
Attraktionen bietet und von romantischen Wanderwegen durchzogen ist. Eine
kleine Schmalspurbahn schlängelt sich durch die Wälder, vorbei
an zahlreichen Orten bis hinauf zum Brocken. Der sagenumwobene Brocken
ist mit einer Höhe von 1142 m die höchste Erhebung im Harz und
ein beliebtes Ausflugsziel. Der Legende nach reiten in der Walpurgisnacht
(die Nacht vor dem 1. Mai) zahllose Hexen auf ihren Besen zum Brocken,
um ein großes Fest zu feiern. Traditionell werden sie dabei von zahllosen
Touristen unterstützt.
Die Stadt Quedlinburg
Darüberhinaus
kann man im Harz zahlreiche Kulturdenkmäler und sehenswerte kleine
Städte finden. Besondere Besuchermagneten sind das legendäre
81 m hohe Kyffhäuser-Denkmal, das
an den alten Barbarossa (Kaiser Friedrich I.) und Kaiser Wilhelm I. erinnert,
sowie die beiden mittelalterlichen Städte Wernigerode
und Quedlinburg. In den verwinkelten, kopsteingepflasterten Straßen
von Quedlinburg stehen 1200 Fachwerkhäuser aus 6 Jahrhunderten sowie
Baudenkmäler aus der Romanik und Renaissance und geben der Stadt ihren
ganz besonderen Charme. Seit 1994 zählen die Stiftskirche
St. Servatius, das Schloss und der gesamte mittelalterliche Stadtkern Quedlinburgs
zum
Weltkulturerbe der UNESCO. Es ist ein wahres Vergnügen, durch die
Altstadt zu gehen. Die meisten Gebäude erstrahlen, kunstvoll restauriert,
in ihrer originalen Schönheit und vermitteln lebhafte Impressionen
vom Zauber einer mittelalterlichen, europäischen Fachwerkstadt. Das
Besondere ist jedoch, dass die Häuser bewohnt sind und sich hinter
den schiefen Fassaden mit ihren winzigen Fenstern meist modernisierte Wohnungen
befinden.
Die
Geschichte Quedlinburgs geht bis ins 10. Jh. zurück, als es Königspfalz
wurde und die Ottonischen Herrscher hier das Osterfest feierten. Erstmals
erwähnt wurde die Stadt jedoch bereits in einer Urkunde König
Heinrichs I. aus dem Jahre 922.
962 in Rom zum 1. deutschen Kaiser gekrönt, hielt Otto I. Ostern
973 auf seiner Pfalz Quedlinburg den glanzvollsten Reichstag des Mittelalters
ab, auf dem sich mit Vertretern des Adels und der Kirche aus Dänemark,
Deutschland, Polen, Böhmen, Ungarn, Byzanz, Bulgarien, dem römischen
Kirchenstaat, Benevent und dem hispanischen Kalifat erstmals fast das gesamte
Abendland versammelte. Europa begann sich zu organisieren - in Quedlinburg!
Quedlinburg entwickelte sich schnell zu einer blühenden Handelsstadt.
Als Krönung trat die Stadt 1384 dem Niedersächsischen Städtebund
und 1426 dem Hansebund bei, verlor diese Privilegien
jedoch 1477 bei dem Versuch, sich von der Stadtherrin, der Äbtissin,
mit Waffengewalt zu befreien,
was den weiteren Aufschwung der Stadt bremste und den weitgehenden Erhalt
der mittelalterlichen Strukturen bewirkte.
Für
unsere Übernachtung fanden wir ein privates Zimmer im Dachgeschoß
eines kleinen Hauses aus dem Jahre 1606 - was für ein Erlebnis!
Die alte Dame, der das Haus gehört, bewirtete uns am nächsten
Morgen mit einem rustikalen Frühstück in ihrer Küche und
erzählte uns viel über ihre Stadt und die Restaurierung ihres
denkmalgeschützten Hauses. Nichts an der Fassade durfte verändert
werden, nicht einmal die Farbe, die computergesteuert ermittelt und entsprechend
vorgegeben wurde. |